Ich hatte von Anfang an gesagt, dass mein Interessensschwerpunkt im Rinderbereich liegt und so gehörte ich dem laboratory von Professor Matsui an, der sich mit der Reproduktionsmedizin für Rinder beschäftigt.
In der ersten Woche durfte ich aufgrund der Covid-Beschränkungen an keinen allgemeinen Lehrveranstaltungen teilnehmen und hatte so die Zeit für Selbststudium oder bin mit auf farm visits gefahren, wenn diese nur vom laboratory aus waren.
In der 2. und 3. Woche habe ich an einer Rotation der undergraduates teilgenommen, wo verschiedene praktische Tätigkeiten im Großtierbereich vermittelt und geübt wurden. Z.B. Rektalisieren mit Ultraschall, farm visits, CT-Diagnostik und Narkose beim Pferd, OP einer Nabelhernie beim Kalb, etwas ähnliches wie „Quoten-Fallbeispiel“ (Untersuchung eines Kalbes, selbständige Durchführung von Diagnostik, Patho-Sektion, Fallpräsentation). Es war eine Gruppe von etwa 6 Studierenden.
In der 4. Woche habe ich an einer Rotation für undergraduates teilgenommen, die von einer anderen japanischen Partneruniversität kamen. Hier sind eher basic skills im Großtierbereich vermittelt worden, wie z.B. Handling, Injektionen, Klauenpflege, Röntgen, Rektalisieren.
In der 5. Und 6. Woche konnte ich Vorschläge machen in welchen Bereichen bzw. bei welchem Professor ich mitlaufen möchte und Professor Matsui hat einen individuellen Plan erstellt. Da ich aber für 5 Tage in Quarantäne musste, fiel ein Teil der 5. Woche für mich aus.
Ich hatte ganz zu Beginn Kontakt mit Professor Akio, der mich dann an Professor Matsui weitergeleitet hat. Die Kommunikation mit Professor Matsui ist ehrlich gesagt recht schwer, weil er unglaublich beschäftigt ist und ziemlich viele Projekte begleitet. Zeitnah zu antworten ist leider nicht seine Stärke. Sobald man also die allgemeine Zusage für ein Praktikum hat, würde ich raten sich beim International Student Office für alles weitere zu melden (offizielle Dokumente/Nachweise, Anmeldung für Unterkunft in dormitory, Absprache von Ankunft etc.).
Professor Matsui ist super freundlich, wenn man ihn face to face hat. Er spricht gutes Englisch, erklärt geduldig, beantwortet alle Fragen und tauscht sich gerne über verschiedene Praktiken/Ansichten in der Rindermedizin aus.
Ich weiß nicht inwiefern es möglich wäre auch in einem anderen laboratory, sprich bei einem anderen Professor, ein Praktikum zu machen. Wenn man Interesse an Forschung im Großtierbereich hat, dann sollte man sich durchaus vorher mal die verschiedenen Forschungsthemen auf der Website anschauen und gucken, ob etwas passendes dabei ist.
Reisezeit: macht euch klar, dass es im Winter hier richtig kalt werden kann. Für Ski- und Snowboarder ist es dann das Paradies. Im Sommer ist es hier trotz gut warmen Temperatur im Vergleich zum Rest Japans sehr angenehm, weil die Luftfeuchtigkeit nicht so hoch ist. Außerdem gibt es im Sommer die großartigen Feuerwerk-Events und street festivals.
Ich würde mich jederzeit wieder für dieses Praktikum entscheiden, aber dann vermutlich länger als 6 Wochen. !
Sommer in Hokkaido ist großartig, auch wenn es bestimmt die Hälfte der Zeit grau war. Selbst wenn es regnet sind es immer noch über 20°C und sobald die Sonne scheint wird es richtig warm. Das Gebiet Tokachi ist stark von Agrarwirtschaft geprägt und es ist recht ländlich. Felder, Wiesen und in der Ferne die Berge. Das ist das Bild was man hat, wenn man in der Umgebung unterwegs ist. Die Berge sind super zum Wandern, aber man braucht meist ein Auto um dort hinzukommen.
Ich selber habe ein paar Wochen gebraucht, um hier richtig anzukommen. Kulturelle Unterschiede, Sprachschwierigkeiten, andere (für mich zunächst nicht nachvollziehbare) Kommunikationswege im uni-internen System, die anfängliche Schwierigkeit Kontakt zu Japaner:innen aufbauen zu können, … all das waren Sachen, die Zeit gebraucht haben. Und 6 Wochen sind eine kurze Zeit, um „anzukommen“. Da hat man sich gerade zurechtgefunden und schon muss man sich verabschieden. Jetzt nach 6 Wochen merke ich, dass ich mich hier wohl fühle und doch eine Menge an unglaublich hilfsbereiten, freundlichen, witzigen, neugierigen und aufgeschlossenen Menschen getroffen habe. Sowohl in der Uni als auch außerhalb.
Mein Japanisch ist ein bisschen besser geworden und die größte Freude bereitet es mir, wenn ich ein Mini-Gespräch in der Boulderhalle über die nächste Route oder im Post Office beim Kauf von Briefmarken bewerkstellige.
Meine Kommunikationssprache war im Grunde nur Englisch. Ich habe vorher versucht selbständig ein wenig Japanisch zu lernen und das kann ich jeder Person nur ans Herz legen. Denn wie überall öffnet es einige Türen, wenn man sich zumindest in der Landesspreche vorstellen und ein paar Alltagsfloskeln kann. Dennoch hat sich größtenteils leider das Klischee, dass Japaner:innen wenig Englisch sprechen, bestätigt. Manche können es wirklich kaum und dann fällt es den meisten zusätzlich auch noch schwer sich dennoch einfach zu trauen. Ich habe aber meist immer irgendjemanden gefunden, der entweder für mich übersetzen konnte oder mir doch in einfachem Englisch erklärt hat was im Unterricht/der Untersuchung/Therapieüberlegung gerade passiert. Natürlich geht so ein Teil der tiermedizinisch relevanten Informationen verloren und ehrlich gesagt hat mich das zu Beginn frustriert, auch weil ich manche spezifischen Fragen nicht stellen konnte. Aber man lernt viel über die Körpersprache abzulesen und aus dem Kontext heraus zu verstehen. Der Großteil der Dozierenden kann halbwegs Englisch, man sollte aber nicht warten bis diese auf einen zukommen und all die zuvor gesagten Erklärungen noch einmal auf Englisch wiederholen. Unterrichtssprache ist Japanisch. Sobald man aktives Interesse zeigt, auf die Leute zugeht, nachhakt und manchmal nicht locker lässt, zahlt sich das meistens aus. An dieser Stelle sei google-translate einmal Dank gesagt! Es dauert einfach am Anfang ein bisschen Zeit bis man herausgefunden hat wer nun besser Englisch kann und wer nicht und an wen man sich eben mit konkreteren Fragen gut wenden kann.
Wenn man dann noch versucht in der Zeit hier sein Japanisch-Vokabular ständig zu erweitern und nebenbei während der Sektionsübung z.B. die Namen und Kanji für die Organe lernt, freuen sich die Dozierenden und Studierenden über das Interesse!
Am leichtesten ist es Kontakt zu anderen international Studierenden zu gewinnen (Master oder PhD). Da man in der dormitory für Internationale Studierende wohnt ist das wirklich nicht schwer. Zusätzlich gibt es eigentlich auch ausreichend Events, die angeboten werden, wo man sich kennen lernen und treffen kann. Die international students kommen größtenteils aus afrikanischen, südamerikanischen und anderen asiatischen Ländern und machen hier ihre Abschlüsse in den verschiedensten Bereichen, nicht nur Tiermedizin. Schnell findet man hier Leute mit denen man gemeinsam etwas unternehmen kann.
Mit den anderen laboratory members entwickelt sich nach einiger Zeit eine angenehme, kollegiale Atmosphäre in der gemeinsame Arbeiten sehr gut möglich ist. In meinen 6 Wochen hier haben wir sogar 2x eine Art Betriebsausflug gemacht, sodass man auch die etwas privatere Seite der Leute kennen lernen kann. Insgesamt ist die Haltung mir gegenüber aber eher stereotypisch zurückhaltend gewesen und Treffen mit den undergraduate students in der privaten Freizeit sind nicht zustande gekommen. Dafür aber mit dem international PhD student.
Zu den anderen undergraduates des Tiermedizinstudiengangs mit denen ich gemeinsam deren Rotationskurs in den Kliniken gemacht habe, fiel es mir nicht so leicht Kontakt zu bekommen, was v.a. an der Sprachbarriere lag und das kein großes Interesse zu bestehen schien auch im privaten Rahmen etwas gemeinsam zu unternehmen.
Ich habe gleich in der ersten Woche eine Boulderhalle gefunden, um mein Hobby weiter verfolgen zu können. Auch hier dauert es eine Weile bis sich die Leute an einen gewöhnen, wieder erkennen und dann vorsichtig versuchen Kontakt aufzubauen. Größtes Hindernis ist hier wieder die Sprache. Aber über die Gemeinsamkeit zum Sport und die insgesamt eher entspannte, aufgeschlossene Kletter-Community habe ich mich dort sehr wohl gefühlt, irgendwann auch Kontaktdaten ausgetauscht und mich mit ein paar einzelnen mal privat verabredet. Sobald irgendwo ein BBQ organisiert wird, ist das eine der besten Möglichkeiten mit Leuten ins Gespräch zu kommen und das Eis zu brechen.
OUAVM, Obihiro University of Agriculture and Veterinary Medicine, Obihiro
BesonderheitenBerufseinsteiger willkommenNot- und Wochenenddienste auf WunschRotation in verschiedenen BereichenWohnmöglichkeit kann gestellt werdenSchwerpunkteBestandsbetreuungBildgebungHaustierärztliche VersorgungInnere MedizinOrthopädieReproduktionsmedizinBereich
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